|
Grundsätzliches
über Norwegen
|
 |
|
Norwegen
ist nicht gleich Norwegen !
Alle die Skandinavien mögen, werden Norwegen
lieben! Es ist diese unbeschreiblich Mischung aus Meer, Fjorden,
Bergen, Wäldern und Seen, die Norwegen verglichen mit Dänemark,
Schweden und Finnland so attraktiv macht und nur hier zu finden
ist. Ich schreibe von einem Land, das für deutsche Verhältnisse
riesengroß ist. Denn allein die Küstenlinie ist einschließlich
aller Fjorde und Inseln über 80.000 km lang und lässt
sich damit 2-mal um den Äquator legen! |
|
|
Vom
58. bis über den 70. Breitengrad erstrecken sich vollkommen
unterschiedliche Landschaften. In nur wenigen Stunden Autofahrt,
kann man riesige Gebirgszüge, Gletscher, arktische Hochebenen,
kilometertiefe Fjorde, Seenlandschaften und tiefe nordische Wälder
bewundern. Diese gigantischen Naturschauspiele sind atemberaubend
und werden euch schon bei eurem ersten Norwegenaufenthalt mit dem
unheilbaren "Norwegen-Virus" an das "gelobte Land"
fesseln. Man muss allerdings zugeben, dass diese landschaftlichen
Unterschiede oberhalb der Wasseroberfläche markanter sind als
unterhalb. Wer also in Norwegen tauchen will, der sollte nicht einfach
losfahren und irgendwo ein Ferienhaus beziehen. Von diesen Leuten
sind viele unzufrieden, weil die Vorstellungen falsch und somit
die Erwartungen zu hoch sind! Ließt man nun die vielen Berichte,
so könnte man leicht denken, dass das Wasser überall glasklar
ist und das Tierleben tobt. Schon bevor ich getaucht habe, bin ich
nach Norwegen zum angeln gefahren. Allerdings merkte ich dann schnell,
wie unterschiedlich der Fischreichtum von Ort zu Ort ist. An einigen
Plätzen kann man außer Steilwänden nichts finden,
tief hinten im Fjord gleicht das Wasser nach starkem Regen eher
einer trüben Suppe und für viele "Hotspots"
braucht man ein Boot. Ich finde, dass richtig gute Tauchplätze
in Norwegen relativ schwer zu finden sind, obwohl es aufgrund der
Größe des Landes reichlich davon gibt. Nur die wenigsten
sind über die Landesgrenzen bekannt, wie z.B. der Saltstraumen
bei Bodö (der größte Mahlstrom der Welt), der Schiffsfriedhof
bei Narvik (sicherlich nicht schlechter als Scapa) oder der Skarnsund
im Trondheimfjord, in dem man das Tiefseeleben schon ab 30 Meter
Tiefe bewundern kann.
Bevor
man nun vom Fernweh getrieben auf "blauen Dunst" eine
Tour plant, oder ein Ferienhaus bucht, sollte man sich ruhig etwas
Zeit nehmen und versuchen einige Informationen zu sammeln. Anbei
ein paar Denkanstöße:
|
|
|
|
1. Fjord oder Küste
Wie schon angedeutet würde ich die Küste für Tauchgänge
immer vorziehen. Denn je weiter man einem Fjord ins Landesinnere
folgt, desto geringer fällt der Frischwasseraustausch aus und
auch der Salzgehalt im Wasser nimmt ab. Grob gesagt sinkt also die
Artenvielfalt, da durch den fehlenden Frischwasseraustausch weniger
Nahrung vorhanden ist und das Tierleben den höheren Salzgehalt
braucht. So findet man die großen Kelpwälder zum Beispiel
fast ausschließlich in Küstennähe. Zudem können
starker Regen und die unzähligen Süßwassereinläufe
die Sichtweiten innerhalb eines Fjordes stark beeinflussen. An dieser
Stelle soll aber auch noch einmal betont werden, dass das Tauchen
in der Fjordmitte oder am Fjordende nicht zwangsläufig fade
sein muss. Oftmals findet man hier aufgrund der unterschiedlichen
Lebensbedingungen ganz andere Lebewesen.
|
|
|
2.
Bergwelt
Die norwegischen Berge sind wunderschön, haben aber in Küstennähe
so ihre Tücken. Ich habe es zu schätzen gelernt, im Urlaub
direkt an der Küste oder auf einer vorgelagerten Insel zu wohnen!
Warum? Es ist einfach schön die Wolken von Westen anrücken
zu sehen, über einen hinweg ohne dabei einen Tropfen zu verschütten
und sich dann auf dem Festland (seeseitig der Berge) über den
Ferienhäusern abzuregnen. So sind in manchen Regionen die Berge
echte "Wolkenfänger", an denen sich die Wolken stauen
und dann erst abregnen müssen, um an Höhe zu gewinnen
und weiterziehen zu können. Eine Gegebenheit die leicht den
ganzen Urlaub versauen oder retten kann! Ein gutes Beispiel hierfür
ist die Region um die Stadt Bergen, die zu den regenreichsten Gebieten
in Europa zählt.
|
|
|
3.
Vorgelagerte Inseln
Inseln bedeuten in der Regel auch markante Unterwasserfelsen und
Riffe in der Umgebung. Aber was nützen gute Tauchplätze
wenn sie so offen liegen, dass man nur bei bestem Wetter überhaupt
tauchen kann. Daher sollte man bei seiner Ferienhausauswahl auch
darauf achten, dass eventuell ein Boot zur Verfügung steht.
Viele Inseln, Schären und Buchten bedeuten auch, dass man egal
wie stark der Wind aus einer Richtung kommt, immer ein geschütztes
Plätzchen finden kann.
|
|
|
4.)
Seekarte und Tiefenlinien
Wenn ich nach möglichen Tauchplätzen suche, dann schaue
ich immer zuerst in eine Seekarte. Bereiche, in denen die Tiefe
stark schwankt oder in Stufen abfällt sind sehr interessant.
Wer ein Boot hat, wird an Unterwasserbergen, Untiefen und kleinen
Inseln immer gute Spots finden. Steilwände sind zwar beeindruckend
und sollten nicht ausgelassen werden, aber wenn man nirgendwo eine
Sandbank oder Steinriff in der Nähe hat, ist der Tauchurlaub
nur halb so schön. Zudem halten sich die wenigsten Fische an
Steilwänden auf. Um sich einen Überblick über seine
Wunschregion zu verschaffen, ist die Seite www.mareano.no
sensationell! Hier klickt ihr dann auf den Reiter "Kart"
im oberen Bereich der Seite. Dann öffnet sich eine Seite, auf
der ihr links im Menü "Dybdekart" und dann "Sjøkart"
auswählt. Nun könnt ihr euch mit der Lupenfunktion die
Seekarten für ganz Norwegen ansehen und "zoomen".
Ein absolutes Highlight ist, dass euch der Curser immer auch gleich
die jeweilige GPS-Position angibt!
|
|
|
5.
Ferienhaus vs. Anlage/Tauchbasis
Die Wahl des Ferienhauses hängt natürlich neben dem Standort
auch zu einem nicht unerheblichen Teil vom Budget ab. Wenn man allerdings
mit mehreren Leuten unterwegs ist, relativieren sich die Wochenpreise
auch in Norwegen. Allerdings liegt der durchschnittliche Standard
oftmals unterhalb der Ferienhäuser, die man eventuell aus Dänemark
kennt. Das Zauberwort heißt "gemütlich"! Ein
eigener Kompressor ist in Norwegen schon fast Pflicht, da die Tauchbasen
noch sehr spärlich gesät sind. Wer das Individuelle und
die damit verbundene Materialschlacht nicht so mag, kann natürlich
auch das "Rundum-Sorglospaket" in einer Anlage bzw. Tauchbasis
mit allen Annehmlichkeiten wie Leihequipment, Luftversorgung und
Guiding buchen. Das ist natürlich bequemer, aber kostet in
der Regel auch mehr. Im Bereich "Norwegen-Links", findet
ihr einige Links zu Tauchbasen in Norwegen.
|
|
|
6.)
Jahreszeit
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Jahreszeit! Mitte Juni hat
man bis weit in den Süden Mitternachtssonne (Mittsommernacht
ist am 23. Juni). Nachttauchgänge sind dann zwar etwas schwierig,
aber die Sonne 24Stunden zu erleben ist ein wirklich einmaliges
Erlebnis. Die Kelpwälder sind noch in voller Pracht und die
Fische haben sich noch nicht in das tiefere, kältere Wasser
zurückgezogen. Im Frühjahr hat man die beste Sicht, allerdings
weniger Sonnenstunden, sehr kaltes Wasser und wenig Kelp. Im Spätsommer
und Herbst sinken die Sichtweiten sehr schnell wenn sich die Kelpwälder
anfangen "aufzulösen". Und wenn das Wasser zu warm
wird, steigt zudem die Algenblüte und es gibt wenig Fisch zu
sehen. Im Winter sind weite Teile des Landes kaum mit dem normalen
Auto ohne Spikes oder Schneeketten zu befahren. Direkt an der Küste
ist es zwar durch den Golfstrom gemäßigt, aber normalerweise
sind einige Berge zu überwinden. Hier kann es sehr kompliziert
werden und dann sind mühsame Umgehungsstrecken angesagt. Von
den extrem kurzen Tagen bis hin zur Polarnacht im Norden ganz zu
schweigen.
|
|
|
7.)
Wetter
Viele Leute schreckt Norwegen immer noch ab, weil sie durch die
nördliche Lage von vornherein schlechteres Wetter vermuten.
Generell ist das Wetter mit deutschen Verhältnissen vergleichbar.
Wer also einen 100% Sommerurlaub erwartet, der sollte lieber in
den Mittelmeerraum fahren. Doch jedes Mal, wenn ich eine Tour durch
Norwegen gemacht habe, hatte ich besseres Wetter als in Deutschland!
Selbst auf den Lofoten hatte ich im Sommer schon 25 Grad und mehr.
Generell hat die Westküste Norwegens durch den Golfstrom ein
ausgesprochen mildes Klima. Als Individual-Reisender hat man bezüglich
des Wetters natürlich bessere Karten, da man flexibler reagieren
kann und einfach in eine sonnigere Region ausweichen kann. Ein Sprichwort
sagt: "Wenn dir das Wetter nicht gefällt, dann warte 5
Minuten!". Da steckt definitiv sehr viel Wahrheit drin. Ich
selbst wollte es nicht glauben, dass sich eine Wetterlage innerhalb
von 10 Minuten um 180 Grad drehen kann. Speziell auf See oder in
den Bergen, sollte man das tunlichst nicht vergessen und daher ist
in diesen Umgebungen zumindest ein Kompass Pflicht!
|
|
|
8.)
Preise
"Oslo ist die teuerste Stadt der Welt!". Das ist nicht
nur ein Spruch, sondern eine Tatsache. Daher muss man sich in Norwegen
generell auf höhere Lebenshaltungskosten einstellen, was für
den Touristen im speziellen hohe Lebensmittelpreise bedeutet. Dadurch,
dass die Benzinpreise in Deutschland in den letzten Jahren so rasant
angestiegen sind, ist das Niveau in diesem Bereich fast vergleichbar.
Tabak und Alkohol ist vergleichsweise utopisch teuer.
Bitte
Zollbestimmungen für die Einreise beachten!
|
|
|
9.)
Sprache
Viele Norweger sprechen ein "bisschen" deutsch. Die Jüngeren
kennen es noch aus der Schulzeit, die Alten noch aus sehr, sehr
unschönen Tagen. In Norwegen darf man dennoch nicht erwarten,
dass man als Monolinguist weit kommt. An den Tankstellen der E-6
oder beim freundlichen Hausvermieter wird es mit Deutsch inkl. Händen
und Füßen vielleicht noch klappen, aber sobald man sich
auf Pfade begibt, auf denen Touristen selten wandern, wird es Probleme
geben. Mir sträuben sich immer die Nackenhaare, wenn der gemeine
deutsche Touri völlig selbstverständlich und ignorant
anfängt in seiner Muttersprache mit den Einheimischen zu kommunizieren.
Englisch ist deshalb die halbe Miete. Damit kommt man sehr gut über
die Runden, da die Norweger wirklich sehr gut Englisch sprechen.
|
|
|
10)
Wildlife
Sowohl unter- als auch über Wasser ist Norwegen wild. Mit etwas
Glück sieht man an der Küste Fin-, Orka- oder Pilotwale.
Ich durfte einmal erleben, wie eine ganze Herde Pilotwale auf Armlänge
an unser Boot herankam. Das war ein absolut unbeschreibliches
|
|
|
Erlebnis. Schweinswale sind in den Küstenregionen
dagegen recht häüfig zu sehen. An der Westküste sind
auch die imposanten Seeadler mit einer Flügelspannweite von
2,5 Metern häufig anzutreffen. Es ist immer wieder beeindruckend
zu beobachten, wie diese riesigen Vögel mühelos in der
Termik schweben und sich dann aus Höhen von 100 und mehr Metern
mit angelegten Flügeln auf ihre Beute stürtzen. Ein weiterer
typischer Bewohner der norwegischen Wildnis ist der Elch. Die Verkehrs-Warnschilder
findet man überall in Norwegen. Gute Chancen auf eine Sichtung
hat man in
Mittel- und Westnorwegen in der Morgen- und Abenddämmerung.
Dann ziehen die Elche zum äsen auf die
Wiesen entlang der Straßen. An Autos stören sie sich
meist nicht sonderlich. Nur wenn man aussteigt suchen
sie sofort das Weite. Rentiere sind in Nordnorwegen wirklich sehr
häufig direkt an der Straße anzutreffen. Meistens sind es halbwilde Tiere, deren Herden den Samen gehören.
Wer es noch wilder mag, kann sich
mit etwas Glück im Dovre Fjell wilde Moschusochsen ansehen.
Auch Bären und Wölfe sind in den
weitläufigen Gebieten Mittel- und Nordnorwegens noch recht
häufig vertreten. Also haltet immer
schön die Augen auf, denn es gibt viel zu sehen! |

|
|
Ich
wünsche euch eine gute Tour!
|
|
|