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Nachttauchen:


Wer denkt, dass das Tauchen mit Beginn der Dunkelheit an Faszination verliert, der irrt sich gewaltig, denn mit der Dämmerung erwacht das Leben im Wasser. Im Schutz der Nacht entfaltet sich das Leben auf vielfältige Weise ganz anders als am Tage. Ein Großteil der Lebewesen, die man in dem feuchten Element antreffen kann, sind nachtaktiv. Im Schutz der Dunkelheit gehen sie auf Nahrungssuche, verfolgt von den großen Räubern, die die Dunkelheit ihrerseits als Deckung nutzen. Ich bin immer wieder überwältigt , wie ein Tauchplatz in der Dämmerung sein Gesicht verändern kann. Vertraute Orientierungspunkte wirken fremd und man stößt auf Tiere, denen man am Tage nicht begegnen würde. Um einen herrscht völlige Dunkelheit, der Blick wandert ständig auf den Kompass um die Orientierung nicht zu verlieren und der Gedanke an das, was als nächstes im Lichtkegel meiner 50 Watt Lampe auftauchen könnte, treibt den Adrenalinspiegel in die Höhe.

Die meisten Fische sind von dem Schein der Lampe irritiert und man hat Zeit, sie sich aus nächster Nähe zu betrachten. In Norwegen sind wir auf diese Weise so dicht an meterlange Dorsche und Lengfische herangekommen, dass sie sich von uns streicheln ließen. Seewölfe, die tagsüber oftmals tief in ihren Höhlen saßen, zeigten nachts ihre mächtigen Schädel und ihre schlanken Körper. Quallen wirkten von Dunkelheit umgeben noch bizarrer und glichen futuristischen Lebewesen, die nicht von dieser Welt zu kommen schienen. Die Krönung eines Tauchgangs im Salzwasser ist aber das fluoreszierende Plankton. So hüllte sich mein Tauchpartner bei schnellen Flossenbewegungen in eine Wolke aus kleinen fluoreszierenden Partikelchen, die kleinen Glühwürmchen glichen.

Bei einem Nachttauchgang im Hafen von Anholt konnten wir beobachten, wie im Schein einer Molenbeleuchtung, dutzende von Flundern (die sich tagsüber oft vergraben) und kleine Dorsche auf Beutezug waren und nach allem schnappten was sich bewegte. In Seen sahen wir schon Hechte und große Aale, die im Licht unserer Lampen Jagd auf Weißfische machten. Wir hatten Begegnungen mit Trupps gründelnder Karpfen und selbst Welse wurden im Scheinwerferlicht handzahm.

 
 
 
 

Das Tauchen bei Nacht ist sehr anspruchsvoll und daher sollte man sich über einige Punkte
im Vorfeld Gedanken machen:

  • Als erstes ist zu sagen, dass ein Nachttauchgang nicht jedermanns Sache ist. Es ist stockdunkel um einen und man sieht nur das, was im Lichtkegel der Lampe auftaucht. Von daher sollte man seine Psyche fest im Griff haben.

  • Es ist schon schwer am Tage die Orientierung zu behalten, in der Nacht erfordert dies noch größere Konzentration. Daher sollte man das Gewässer schon von Tauchgängen am Tage her kennen und die Route genau festlegen. Der Kompass ist unerlässlich beim Nachttauchen und der Kurs sollte ständig überprüft werden und gegebenenfalls korrigiert werden.
  • Der Taucher sollte sein Equipment gut kennen und dessen Umgang beherrschen. Der neue Trocki oder Computer sollte also nicht unbedingt bei einem Nachttauchgang zum ersten Mal zum Einsatz kommen.

  • Mit das Wichtigste beim Tauchen in der Nacht ist die Lichtversorgung. Die Hauptlampe sollte nicht weniger als 30 Watt haben und zudem über eine ausreichende Brenndauer verfügen. Eine Backup-Lampe darf ebenfalls nicht fehlen. Es empfiehlt sich zudem noch eine Stirn- oder Maskenbandlampe, damit man seine Instrumente ständig lesen kann. Ein auf dem Rücken montierter Blitzer verringert das Risiko, dass man seinen Tauchpartner während des Tauchgangs aus den Augen verliert.

  • Der Tauchgang sollte zeitlich so geplant werden, dass man sich noch bei Resttageslicht tauchklar machen kann.

    Nachttauchen ist faszinierend und anfängliche Ängste sind schnell zu kontrollieren. Ein bisschen
    mehr Respekt gibt zusätzliche Sicherheit.
 

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© Kai Freter
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